Regelung

Gary Gensler: „Krypto ist immer noch der Wilde Westen“

  • Gary Gensler, scheidender SEC-Vorsitzender, bezeichnet die Kryptoindustrie weiterhin als „Wilden Westen“, geprägt von Non-Compliance und schlechten Akteuren.
  • Weniger als 1 % der US-Kapitalmärkte entfallen auf digitale Assets, dennoch ziehen sie erhebliche regulatorische Aufmerksamkeit auf sich.
  • Gensler betont, dass viele der über 10.000 Krypto-Projekte keinen langfristigen Bestand haben werden.

In einem Interview mit David Gura von Bloomberg Markets am Mittwoch reflektierte der scheidende Vorsitzende der Securities and Exchange Commission (SEC), Gary Gensler, über seine Amtszeit und die Rolle von Kryptowährungen auf den US-Kapitalmärkten. Mit weniger als zwei Wochen bis zum Ende seiner Amtszeit bleibt Gensler standhaft in seiner Kritik an der Kryptoindustrie. Er bezeichnete sie als „voller schlechter Akteure“ und warnte, dass „viele davon nicht überleben werden.“

Krypto: Ein „Wilder Westen“ voller Herausforderungen

Gensler begann das Interview mit einem Rückblick auf die Kritik, der er während seiner Amtszeit ausgesetzt war. „Es ist ein großes Privileg, in so einer Rolle zu sein,“ erklärte er und betonte, dass die SEC im Dienste von 330 Millionen Amerikanern steht. Auf die Frage, ob die öffentliche Aufmerksamkeit in seiner aktuellen Rolle intensiver sei als während seiner Zeit als Vorsitzender der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) während der globalen Finanzkrise, antwortete er: „Es verändert sich.“ Dennoch bleibt das Hauptaugenmerk der Kommission darauf, „die Interessen der alltäglichen Amerikaner zu schützen und die Kosten auf den Märkten zu senken.“

Im Hinblick auf die Kryptowährungsindustrie wiederholte Gensler eine seiner Kernbotschaften: Digitale Vermögenswerte machen weniger als 1 % der US-Kapitalmärkte aus – Gensler schätzt den Gesamtmarkt auf etwa 120 Billionen Dollar – und dennoch erfordern sie einen erheblichen Anteil der Aufmerksamkeit der SEC.

Er blieb bei seiner Beschreibung der Branche als „Wilder Westen“ und erklärte: „Es ist ein Feld, das sich um Non-Compliance aufgebaut hat.“ Unter seiner Leitung und der seines Vorgängers, Jay Clayton, habe die SEC mehr als 180 Durchsetzungsmaßnahmen im Krypto-Bereich durchgeführt. Dabei handle es sich um etwa 5 % der gesamten SEC-Aktivitäten, während die restlichen 95 % sich auf traditionelle Betrugsbekämpfung konzentrieren.

„Viele Krypto-Projekte werden nicht überleben“

Gensler unterteilte die Kryptoindustrie in zwei Kategorien: Bitcoin und Ethereum auf der einen Seite sowie die „anderen 10.000 bis 15.000 Projekte“ auf der anderen. „Bitcoin macht je nach Marktlage zwischen zwei Dritteln und 80 % der gesamten Krypto-Marktkapitalisierung aus,“ erläuterte er. Die restlichen Projekte seien oft rein spekulativ, hätten keine fundamentalen Werte und basierten ausschließlich auf Stimmungsänderungen.

„Ich habe noch nie ein Feld gesehen, das so sehr von Stimmungen und so wenig von Fundamentaldaten geprägt ist,“ betonte er. Viele dieser Projekte seien vergleichbar mit Venture-Capital-Investitionen, die in den meisten Fällen keinen langfristigen Bestand hätten.

Er wies auch auf die zahlreichen „Pump-and-Dump“-Programme hin, die kleine Investoren ausnutzen. Hochkarätige Fälle wie Sam Bankman-Fried, Changpeng Zhao (CZ) und Do Kwon seien Beispiele dafür, wie Milliarden von Anlegergeldern verloren gegangen sind.

„Wir haben einige Jahre durchlebt, in denen diese Leute berüchtigt wurden, aber jetzt sitzen sie im Gefängnis,“ sagte Gensler.

Vom MIT zur SEC: Der Wandel in Genslers Rolle

Auf die Diskrepanz zwischen seiner akademischen Arbeit am MIT, wo er digitale Assets erforschte, und seinem strengen regulatorischen Ansatz bei der SEC angesprochen, erklärte Gensler, dass es sich um zwei unterschiedliche Perspektiven handelt.

„In der Wissenschaft kann man etwas studieren und beobachten. In einer regulatorischen Rolle jedoch geht es darum, bestehende Gesetze durchzusetzen und Herausforderungen in einer Branche anzugehen, die von Regelverstößen geprägt ist,“ erklärte er.

Gary Genslers Amtszeit als SEC-Vorsitzender hinterlässt eine klare Botschaft: Die Kryptowährungsindustrie hat enorme regulatorische Herausforderungen, die von mangelnder Compliance bis hin zu spekulativen Projekten reichen. Während einige Akteure wie Bitcoin und Ethereum bestehen bleiben könnten, erwartet Gensler, dass die Mehrheit der Krypto-Projekte scheitern wird. Sein Vermächtnis zeigt eine klare Linie: Schutz der Investoren und Regulierung einer Branche, die bisher weitgehend unreguliert geblieben ist.

Quelle

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